Buchkonzept und -beschrieb
Erster Teil
Das Buch erzählt von den 264 in den ersten 19 Jahren seit Bestehen des Büros unter verschiedenen Firmierungen entstandenen Bauten und Projekten des Zürcher Architekten Jean-Pierre Dürig. Zwischenzeitlich ist sein Œuvre seit dem für das Buch gewählten zeitlichen Schnitt von 2003 auf über das Doppelte an Projekten angewachsen.
Grösse
Der sich auf 2’104 Seiten summierende Umfang des Buchs ist ungewöhnlich und Abbild der ausgedehnten Wettbewerbstätigkeit des Büros; von den 264 Arbeiten, von denen die Monografie erzählt, sind 211 nationale oder internationale Wettbewerbsbeiträge; 23 der Projekte sind ausgeführt, in der Grösse variierend von Kleinsteingriffen bis zu einem innerhalb des im Buch betrachteten Zeitraums bis 2003 ausgeführten Grossinfrastrukturbau; fast alle gezeigten Bauten sind aus Wettbewerbsgewinnen hervorgegangen.
Auswahl
Rund 100 der 264 Arbeiten werden in Bild und Text in Hauptprojektteilen näher vorgestellt; 87, zum Teil mehrstufigen Wettbewerbsprojekten, stehen zwölf ausgeführte Bauten und Kleinprojekte in unterschiedlichsten Massstäben gegenüber. Die vielfältigsten Aufgaben in verschiedenartigsten Verfahren und Auftragsarten sowie der Aspekt der zeitlichen Inanspruchnahme eines Projekts widerspiegeln den Raum, der einem Projekt zugemessen wird: So variiert das Spektrum von je einer einzelnen Seite der Bieterverfahren für eine Umnutzung des Albisriederhauses in Zürich oder des Umbaus einer Botschafterresidenz in Madrid bis zu gut 200 Seiten (beinahe ein Buch im Buch) der sechsjährigen und schliesslich nicht ausgeführten Planung für das Postbetriebsgebäude in St. Gallen von Ende der 1980er- bis anfang der 1990er-Jahre.
Recherche
Die Publikation entzieht sich den Normen einer gängigen Architektenmonografie; sie ist weder streng chronologisch aufgebaut noch orientiert sie sich an den üblichen Kategorien programmatischer oder architektonischer Gebäudetypologien. Eine sinnstiftende Reihenfolge der Projekte im Buch, die sowohl chronologische, programmatische als auch beispielsweise geografische Aspekte berücksichtigt, aber nie nur auf diese abstellt, ergab sich aus der intensiven Recherche; intuitiv erspür- und nachvollziehbar wurde sie zu einem Ganzen gefügt, dem einen Universum der Arbeiten von Jean-Pierre Dürig, manifestiert in einem einzigen Buchblock.
Tiefe 1
Anstatt nur ein fertiges (Architektur-)Produkt zu präsentieren, geben die Darstellungen, vor allem bei realisierten Bauprojekten mit mehreren, teilweise sogar einer Vielzahl von Planungsständen, auch einen Einblick in den Änderungsprozess, der je nach Bauaufgabe von unterschiedlichen Parametern beeinflusst sein kann: noch im fortgeschrittenen Bauprozess gewünschte programmatische Änderungen, zu berücksichtigende funktionale Aspekte, Sparmassnahmen oder die immer feiner zu detaillierende und an die technischen Gegebenheiten anzupassende Architektur bei einem grossen Infrastrukturprojekt.
Massstäblichkeit
Die allermeisten Pläne im Buch sind je nach Aussageart und Detaillierungsgrad in gängigen Massstäben abgebildet: städtebauliche Situationspläne sind mehrheitlich in der Verkleinerung 1: 10’000, 1: 15’000 oder 1: 30’000 dargestellt; der Grossteil der Projektpläne ist im Massstab 1: 1’000 abgebildet. Im Inhaltsverzeichnis mit den abstrakt-emblematisch gehaltenen Dachaufsichten (siehe auch «Inhalt» weiter unten), die alle im einheitlichen Massstab 1: 5’000 gezeigt sind, werden die Abbildungsmassstäbe für jedes der vorgestellten Projekte angegeben. Die Verwendung fixer, gebrauchsüblicher Massstäbe erleichterte die Gestaltung des Buchs: Die vorgegebene Grösse der Pläne erforderte eine grafische Lösung im vorhandenen Spielraum des sorgfältig ermittelten Buchformats und öffnete so das Feld für vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten.
Sammlungen
Der Fluss der in schlüssigen Abschnitten zusammengefassten Hauptprojektteile (zum Beispiel Internationale Wettbewerbe, Frühe Projekte, Grosse Infrastruktur- oder Topographische Projekte) wird durchbrochen von eingestreuten Einschüben, den sogenannten Plansammlungen, die als Abwechslung in ihrer kleinteiligen Dichte und Intensität sowie mit farblich unterschiedlich gewähltem Papier von den Hauptteilen des Buchs deutlich unterscheidbar abgesetzt sind. Die Sammlungen, in separaten Abschnitten nach Grundrissen, Fassadenaufrissen und Schnittzeichnungen in dieser Reihenfolge im Buch unterschieden, sind alle zu ihrer sowohl programmatisch-inhaltlichen als auch darstellerisch unmittelbaren Vergleichbarkeit im einheitlichen Massstab 1: 2’000 abgebildet. In ihren visuell-gestalterischen Ähnlichkeiten und nach formalen Gesichtspunkten geordneten Verwandtschaften bilden sie – mit einer Mehrzahl der zwischen 1985 und 2003 gezeichneten Pläne – ein didaktisch-formales Sammelbecken fast aller Projekte, das eine typologisch-phänomenologische Studie in sich selber darstellt; sich mit zusätzlichem Planmaterial der näher vorgestellten Projekte vermischend, beinhalten die Sammlungen auch weniger gelungene Arbeiten, die normalerweise «verheimlicht» oder unterschlagen werden; diese sind auch integriert, um die Vielfalt in einem nicht nur kohärenten Entwicklungsprozess aufzuzeigen.
Inhalt
Um die massstäblichen Unterschiede von grossen zu kleinen Projekten sowie die Vielfalt an unterschiedlichsten Eingriffen zu verdeutlichen, ist auch das Inhaltsverzeichnis als eigene Plansammlung mit einheitlich abstrakt gehaltenen Dachaufsichten im Massstab 1: 5’000 konzipiert; die symbolhafte und emblemartige Darstellung der rund 100 im Buch näher vorgestellten Arbeiten (mit 151 einzelnen Projektständen) erklärt augenscheinlich-demonstrativ den Grössenunterschied von einem Einfamilienhaus zu einem städtebaulichem Projekt; hier sind auch Auseinandersetzungen mit oder Erweiterungen von historischer Bausubstanz auf den ersten Blick an unterschiedlichen, insbesondere mit Giebeln besetzten Dachformen erkennbar.
Menge
Insgesamt enthält das Buch 5 Karten und total 5’301 Abbildungen; 1’802 Pläne und 986 Illustrationen (inklusive Modellbilder und Diagramme) in den Projekthauptteilen sowie 2’513 Planzeichnungen in den Plansammlungen: 151 Dachaufsichten als Inhaltsverzeichnis, eine Auswahl von 754 aus ca. 2’500 Grundrissen, 703 von ca. 1’050 Fassaden sowie 905 an der Zahl aus einer Auslese von ca. 1’075 Schnittzeichnungen; total 2’362 Planzeichnungen aus einer «Kollektion» von insgesamt ca. 4’625 zwischen 1985 und 2003 entstandenen Plänen.
Kompendium
Den Abschluss des Buchs bildet ein minutiös recherchiertes und aufgearbeitetes Werkverzeichnis («Projektdata»), das mit über 1.5 Millio­nen Zeichen dem interessierten Leser zu den 100 näher vorgestellten Projekten als reicher Informationsfundus weitere Detail- und Hintergrundangaben, beispielsweise zu Örtlich­keiten, Chronologie, Teamzusammensetzungen, Flächen und Volumenangaben oder Kosten auch detaillierte Beschreibungen der Projekte und ausgeführten Bauten bietet. Dieses üppige Datenmeer als typografisch inszenierte «Bleiwüste» – ebenfalls als (Daten-)‹Sammlung› am farblich abgesetzten Papier erkennbar – ist, in seiner Fülle und Detailgenauigkeit Abbild des tagtäglichen Prozesses mit all seinen Wirrungen und Unwägbarkeiten der auf verschiedensten Ebenen immer wiederkehrend zu lösenden Schwierigkeiten beim Bauen.
Poster
Der grosse, ausfaltbare Schutzumschlag listet auf seiner Vorder-, der Titelseite, sämtliche unter den verschiedenen Firmierungen von Jean-Pierre Dürig im betrachteten Zeitraum bis 2003 bearbeiteten Projekte in chronologischer Reihenfolge auf: von zum Teil mehrteiligen Wettbewerbseingaben bis zu den ausgeführten Bauten mit der Unterscheidbarkeit der unterschiedlichen Planungsphasen. Die Rückseite des Posters schlüsselt alle von 1985 bis 2003 entstandenen, nationalen und internationalen Wettbewerbsprojekte mit Angaben zu Verfahren, Zulassung, Teilnehmeranzahl sowie Eliminationsprozess bei der Jurierung, auf.
Tiefe 2
Das Buch bietet dem Leser auf unterschiedlichsten Ebenen etwas: Beim reinen Durchblättern, Schmökern oder «Browsen» ist es ein grafisch vielfältig und abwechslungsreich gestaltetes Buch innerhalb des Themas Architektur; an mehreren Orten stellt es unterschiedliche Informationen in kontrastierenden Vertiefungsgraden zur Verfügung, die es ermöglichen, die Vielseitigkeit seines Inhalts und der besprochenen Projekte weiter zu ergründen und zu erforschen: bei den Projektpräsentationen, in reinen Fotostrecken, in den Plansammlungen oder im «Projektdata» genannten Werkverzeichnis. An unterschiedlichen Stellen eröffnet es verschiedene Blickwinkel auf gleichartige Inhalte.
Interdisziplinarität
Auch wenn das Buch anhand einer Monografie über das Werk eines einzelnen Architekten
«nur» dem Thema Architektur gewidmet ist, entwickelt und vermittelt es in seiner inhaltlichen
Dichte und Fülle sowie darstellerisch-gestalterischen Vielfältigkeit, insbesondere auch
innerhalb der Plansammlungen, einen didaktischen, typologisch-phänomenologischen Wert – in
seiner konzeptuellen Vielgestaltigkeit und Aussagekraft ist es nicht nur ein Buch für Architekten,
sondern auch für andere Gestalter und Kreative, Büchermacher, Buchliebhaber oder
Feinheit
Das vielseitige Konzept führt neben den massstäblichen Abbildungen von allen Plänen zu einer speziellen Eigenheit in der gestalterischen Umsetzung des Buchs: Um die Feinheit der dargestellten Planzeichnungen nicht zu konkurrenzieren und ein ausgewogenes Bild zwischen Plänen und Texten zu gewährleisten, ist die Typografie unüblich klein gesetzt.
Transparenz
Zweidimensionale Architekturdarstellungen sind nichts anderes als geschichtete Momentaufnahmen an einem bestimmten Ort im Gebäude, sei dies eine Abbildung einer horizontalen (Grundrisse) oder vertikalen Ebene (Schnitte und Fassaden). Um dieser ursprünglichen Bedeutung der Architekturzeichnung Ausdruck zu verleihen, sind bei einigen ausgewählten Projekten Grundrissebenen und/oder Schnittabfolgen auf transparentem Papier überlagert dargestellt, um seriell aufeinanderfolgende räumliche Korrelationen innerhalb der zweidimensionalen Architekturplandarstellung unmittel- und nachvollziehbar in einer filmischen Sequenz wiederzugeben.